Freunde kommen! – Freunde gehen?

Warum Veränderungen auch bei Freundschaften nicht ausbleiben und wichtig sind!

Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Eine Freundin hat mir vor einige Zeit gesagt, dass Freunde kommen und Freunde gehen. Sie wollte damit ausdrücken, dass man im Laufe seines Lebens Freunde auch wieder verlieren kann und dass das gar nicht so selten vorkommt. Mich hat diese Äußerung damals geärgert und traurig gestimmt, weil ich den Verlust von Freunden als schlimm empfunden habe. „Freundschaften sind für die Ewigkeit“, so dachte ich.

Inzwischen habe ich dazugelernt und meine Meinung geändert. Freunde kann man tatsächlich verlieren. Und das muss nicht dramatisch sein.

Warum? Vielleicht waren es keine echten Freunde. Oder, vielleicht hat sich die Freundschaft über die Zeit abgenutzt. Oder, die Freunde haben sich auseinandergelebt. Jede und jeder entwickelt sich weiter und verändert sich. Dann stimmt oft die „Chemie“ nicht mehr. Oder, man hat sich einfach aus den Augen verloren (spätere Wiederbelebung nicht ausgeschlossen).

Manchmal tut eine Freundschaft der Seele nicht mehr gut. Dann ist es besser, wenn man von sich aus eine freundschaftliche Beziehung beendet und sich nicht mehr an sie klammert und sich und andere quält. Auch hier gilt das alte Sprichwort: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!“

Und dennoch. Man sollte aufpassen, dass beim „Schlussmachen“ keine großen Verwerfungen entstehen. Schließlich soll man sich auch später noch in die Augen schauen können. Die zentrale Frage ist deshalb, ob eine Beendigung wirklich notwendig ist oder ob es sich nur um eine vorübergehende Abkühlung im freundschaftlichen Verhältnis handelt. Wer danach zu dem Schluss kommt, besser getrennte Wege zu gehen, der sollte auf eine faire Beendigung Wert legen, mit der beide Seiten leben können. Vernünftig miteinander reden ist dabei das A&O.  Die eigenen Interessen dürfen dabei zwar eine Rolle spielen, purer Egoismus verbietet sich jedoch.  

Für mich ist es heute nicht mehr dramatisch, wenn die eine oder andere Freundschaft endet. „Die Karawane zieht weiter!“ Vielleicht ergeben sich neue, gute Perspektiven daraus. Neue Freundschaften eben.

Was hat das mit Transgendern zu tun? Gerade bei uns transidenten Menschen stehen Freundschaften häufig auf dem Prüfstand. Vor allem, wenn man sich outet und die bisherigen Freundinnen und Freunde plötzlich eine ganz neue Facette an uns kennenlernen, mit der sie mehr oder weniger umgehen können. Ich habe Menschen in meinem Freundeskreis, die mit meiner Transidentität sehr gut zurechtkommen. In diesem Fall finde ich es prima, wenn ich ab und zu über Hintergründe meiner Transidentität reden kann. Fragen und Antworten. Ein offener Gedankenaustausch. Geben und Nehmen eben. Ich fühle mich nicht abgelehnt, sondern angenommen. Dann wird die Freundschaft fester, intensiver, vertrauensvoller.

Es gibt aber auch Freundinnen und Freunde, die sich schwer mit mir tun. Sie blenden das Thema Transidentität oft aus oder verdrängen es ganz. Bevor ich bei Ihnen die Freundschaft in Frage stelle, versuche ich herauszufinden, warum sie sich so verhalten. Ist es Unsicherheit im Umgang mit der neuen Realität und Situation? Ist es eine zu große Sensibilität einem transidenten Menschen gegenüber, weil sie mich nicht verletzen wollen? Es gibt viele Antworten, die es zu ergründen gilt. Bevor ein vielleicht überflüssiger Schlussstrich gezogen wird.

Andere wiederum sind eher konfrontativ und intolerant unterwegs. Für solche Begegnungen gehen meine Bemühungen zum Erhalt der Freundschaft inzwischen gegen „Null“, zumindest nach mehreren nutzlosen Versuchen zur Erlangung von Akzeptanz. Wer nicht will, will nicht. Basta!

Auch Freundschaften unter Transidenten sind etwas Wunderbares. Sie sind jedoch häufig schwierig. Vor allem, wenn wir mit all unseren Unsicherheiten und Themen auf der Gefühlsachterbahn unterwegs sind. Ich habe gelernt, dass es wie im sonstigen Leben ist. Ich muss nicht die ganze transidente Welt freundschaftlich umarmen. Überwiegend stimmt die Chemie schon. Manchmal aber auch nicht. Es gibt in dieser Welt zum Beispiel ebenfalls Zeit- und Energiediebe, auf die ich mich nicht mehr einlasse. Davon zu unterscheiden sind Menschen, die Hilfe und Gespräche brauchen. Da unterstütze ich gerne, im Rahmen meiner Möglichkeiten. Manchmal entwickeln sich daraus sogar neue Freundschaften.

Am Ende sind wir doch alle auf der Suche nach einem glücklichen Leben, ob trans oder nicht. Freundschaften gehören zum Glücklichsein. Traurige Zeiten dagegen zeigen uns, wie wichtig das Glück in unserem Leben ist. Das wird uns besonders bewusst, wenn eine wichtige Freundschaft verlorengeht.

„Wer die Veränderung nicht will, der will auch nicht das Leben!“, so lautet eine Weisheit. Richtig. Veränderungen führen uns zu neuem Glück. Freundschaften enden, neue beginnen. Wichtig ist, dass wir in uns hineinhören und die Freundschaften erkennen, die wir dauerhaft brauchen, weil sie uns guttun. Auch, wenn sie gerade in die Brüche zu gehen scheinen. Oft sind das die weniger spektakulären Beziehungen, die wir leicht übersehen.

„Freundschaften für die Ewigkeit“. Sie sind selten! Es gibt sie aber tatsächlich! Auch dann, wenn man sich oft über Jahre nicht gesehen oder gehört hat!

 

Freunde kommen! – Freunde gehen?

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