Oder: Warum Vergleiche der sichere Weg ins Unglück sind
„Der Vergleich ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit,“ sagte einst der dänische Philosoph Sören Kierkegaard, ein Mann, der offensichtlich schon vor über 150 Jahren verstand, was wir heute immer noch verzweifelt ignorieren. Denn trotz dieser weisen Worte vergleichen wir uns fröhlich durch unser Leben – oder besser gesagt, wir quälen uns durch. Warum tun wir das? Weil wir anscheinend einen tief verwurzelten Hang dazu haben, unser Glück mit der Lupe zu suchen, während wir mit dem Fernrohr die vermeintlichen Erfolge anderer anstarren.
Das Vergleichen wird uns schon im Kindesalter beigebracht
Es beginnt schon in der Schule. Bereits im Kindesalter lernen wir, dass der eigene Wert in Noten, Punkten und der Anzahl gewonnener Sportmedaillen bemessen wird. Da steht man dann mit seiner mickrigen Teilnehmerurkunde neben dem Klassenbesten, der seine Ehrenurkunde wie eine Trophäe nach Hause trägt. Und was bleibt? Das Gefühl, dass „gut genug“ nie wirklich gut genug ist. Jedoch, der Klassenbeste wird diese Erfahrung ebenfalls einmal machen müssen.
Auch als Erwachsene vergleichen wir uns gerne in sportlichen Wettkämpfen, frei nach Abba mit „Winnern“, die alles nehmen und“ Loosern“, die nichts bekommen. Aber mal ehrlich, was ist das für ein absurder Maßstab? Warum sollten wir unser Leben danach bewerten, ob wir besser, schöner, schneller oder erfolgreicher sind als andere? Wenn man genau hinsieht, ist es doch eher ein trauriges Wettrennen, bei dem niemand so richtig weiß, wo die Ziellinie liegt.
Ist der sportliche Wettkampf gar eine Form von Krieg mit friedlichen Mitteln? Wenn im Sport der Wettkampf- und Vergleichsaspekt wegfällt, dann tun wir in der Regel etwas für unser Wohlbefinden und somit für unsere Gesundheit.
Oder, erinnern wir uns an diese eine Mathearbeit? Wir haben uns gefreut, weil wir eine solide Zwei geschrieben haben. Und dann kam da Kevin, der mit seiner Eins vor der Klasse herumprahlen musste, als hätte er das Geheimnis der Quantenphysik gelöst. Plötzlich fühlte sich die Zwei an wie ein schrumpeliger Apfel – nicht schlecht, aber eben auch kein wirklicher Genuss. Warum? Weil uns eingeredet wurde, dass wir erst dann etwas wert sind, wenn wir besser sind als der Rest.
Vergleichen als Schmierstoff des Systems
Der Kabarettist Max Uthoff bringt es auf den Punkt: „Der Vergleich ist der Schmierstoff des Systems.“ Und ja, er hat recht. Vergleiche halten den Motor des Konsumwahnsinns am Laufen. Wie sonst sollte man sich einbilden, dass wir ein neues Handy brauchen, obwohl das aktuelle Modell noch bestens funktioniert? Oder dass wir unbedingt diesen einen teuren Kaffee probieren müssen, dessen Bohnen vorher durch einen Katzenmagen gegangen sind (Igitt!!!) und von dem der Arbeitskollege so schwärmt. Die ganze Maschinerie unserer Gesellschaft basiert darauf, uns einzureden, wir müssten uns ständig verbessern – nicht für uns selbst, sondern um ja nicht schlechter dazustehen als die Nachbarn, Kollegen oder die perfekte Instagram-Influencerin mit dem glänzenden Haar und dem fragwürdig perfekten Leben. Konsum funktioniert nur, weil wir glauben, dass das neue Auto, die schicke Uhr oder das vegane Superfood uns endlich auf das Level bringen, das wir verdient haben.
Das System lebt von unserer Unzufriedenheit. Und es ist verdammt gut darin, uns einzureden, dass wir ohne den neuesten Trend nicht überleben können.
Vergleichen macht den Geist faul
Was bringt uns das ständige Vergleichen eigentlich? Es macht den Geist faul. Es erspart uns die Mühe, wirklich über uns selbst nachzudenken. Es engt unsere Perspektive ein und nimmt uns die Einzigartigkeit. Statt uns darauf zu konzentrieren, wer wir sind und was wir wirklich wollen, verschwenden wir Energie darauf, jemand anders sein zu wollen. Dabei könnten wir so viel entspannter sein, wenn wir einfach mal akzeptieren würden, dass das Leben kein Wettbewerb ist.
Also, hier mein bescheidener Vorschlag: Lassen wir das Vergleichen sein. Unser Leben ist kein Rennen, und wir sind keine Teilnehmer in einer Reality-Show, die von einer Jury aus Kritikern bewertet wird. Schauen wir auf das, was wir haben. Und darauf können wir zurecht stolz sein. Wir sind einzigartig, und das ist unsere Superkraft.
Der einzige Maßstab, der zählt, ist in uns selbst – was uns glücklich macht, was uns wachsen lässt, was uns erfüllt. Das Leben ist kein Wettbewerb, sondern eine Reise. Und auch ein einfacheres Vehikel als ein SUV bringt uns dabei weiter. Langsamer, vielleicht ein bisschen weniger bequem. Dafür entschleunigt, genussreich die Schönheiten am Wegesrand wahrnehmend. Denn der Weg ist das Ziel. Und wie langweilig wäre es, wenn alle denselben Weg gehen würden, nur um herauszufinden, dass es auf der anderen Seite sowieso keine Pokale gibt.
Wie Kierkegaard schon sagte: „Der Vergleich ist das Ende des Glücks.“ Warum also nicht einfach aufhören, zu vergleichen und lieber zu schauen, wie sich das Glück plötzlich von allein einstellt?
Liebe Grüße
Eure Bianca